Anwenderhinweise

Die in diesem Bewertungsset vorliegenden Prinzipien, Kriterien und Indikatoren (PKI) für nachhaltige Jagd beziehen sich auf das jagdliche Handlungsfeld und die jagdlichen Tätigkeiten, wobei mögliche Auswirkungen dieser Tätigkeiten auf andere Sektoren der Landnutzung (Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Freizeit und Erholung) mitberücksichtigt wurden. Sowohl für die Jagd (den jagdausübungsberechtigten Jäger) als auch für das Grundeigentum (den jagdberechtigten Grundeigentümer) wurde damit eine Bewertungsmöglichkeit geschaffen. Das Bewertungsset dient der Selbstbewertung von Jägern, v. a. von gebietsverantwortlichen Personen wie Jagdverwaltern, Jagdpächtern, Jagdaufsehern, Abschussnehmern, sowie von Grundeigentümern in ihrer Rolle als Jagdberechtigte (Jagd-Verpächter, Jagdgenossenschaften, Eigenjagbesitzer). Die Bewertung bezieht sich i.d.R. auf Jagdgebiete, Hegegemeinschaften, oder andere Gebiete mit weitgehend einheitlichen jagdlichen Zielen und Ausgangsbedingungen. Wenn sich ein Jagdgebiet über Räume mit nicht vergleichbaren wildökologischen Ausgangsbedingungen erstreckt (z.B. über Gebirgszüge und Tieflagen) und sich somit in verschiedene Bezugsräume untergliedern lässt, dann sollte, wo sinnvoll, für jeden Bezugsraum eine separate Bewertung vorgenommen werden. Mindesteinheiten zur Beurteilung und Anwendung der Sets sind Bezugsräume von – aus Sicht der Wildbiologie – sinnvollen Managementgrößen (Aktivitäts-Radien der Wildtiere) und -einheiten (Wildtierlebensräume).

Ermöglicht werden soll eine Nachhaltigkeits-Überprüfung der jagdlichen Tätigkeit im Hinblick auf die Erhaltung und Nutzung von heimischen Wildarten und ihrer Lebensräume sowie auf die gesellschaftliche Akzeptanz der Jagdausübung. Das hier zum Ausdruck kommende Verständnis von nachhaltiger Jagdausübung schließt insbesondere die Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsansprüche anderer Landnutzer bei der jagdlichen Tätigkeit mit ein. Bei der Bewertung berücksichtigt werden in diesem Set also ausschließlich Einflussmöglichkeiten von Jägern (und Grundeigentümern) auf die Nachhaltigkeit der Jagd, verbunden mit der nachhaltigen Sicherung artenreicher Wildtierbestände und Wildtierlebensräume. Für die Bewertung von Einflussmöglichkeiten der anderen Nutzergruppen (Forstwirtschaft, Landwirtschaft sowie Freizeit- und Erholungsmanagement) auf die Nachhaltigkeit von Wildtieren, Wildtierlebensräumen und der Jagd wurden separate Sets mit entsprechenden Prinzipien, Kriterien und Indikatoren entwickelt. Das Bewertungsset versteht sich unabhängig von gesetzlichen Bestimmungen der Länder. Die Anwendung der Indikatoren ist grundsätzlich für ein Revier- aber auch für ein Lizenzjagdsystem geeignet. Jedoch muss bei der Bewertung für ein Lizenzjagdsystem gegebenenfalls umgedacht werden, weil in der Regel die Managementeinheit um einiges größer ist.

Die Prinzipien, Kriterien und Indikatoren (PKI) zur Nachhaltigkeits-Bewertung der jagdlichen Tätigkeit sind auf den jagdlichen Umgang mit frei lebenden und selbst reproduzierenden Wildtierpopulationen in den Kulturlandschaften Mitteleuropas ausgerichtet. Sie sind nicht entwickelt für Jagd in eingefriedeten Gebieten, sogenannten „Jagdgattern“. Diese bedürfen hinsichtlich einer Beurteilung betreffend Nachhaltigkeit einer gesonderten Betrachtung. Einige PKI können zwar auch für die Jagdausübung in eingefriedeten Gebieten als Orientierungshilfe herangezogen werden, jedoch ist eine Gesamtaussage über die Nachhaltigkeit dadurch nicht möglich. Ob die Ausübung der Jagd in eingefriedeten Gebieten nachhaltig sein kann bzw. unter welchen Rahmenbedingungen dies erfolgen könnte, bedarf eines separaten wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurses, in dem gegebenenfalls operationale Kriterien festgelegt werden.

Auf männlich-weibliche Doppelformen wird in Folge zur besseren Lesbarkeit verzichtet. Die gewählte männliche Schreibform gilt analog auch für weibliche Personen.